Emil Wolff, Der Norddeutsche Maler
Wilhelm August Emil Wolff wurde am 15. März 1895 in Berne als ältestes von fünf Geschwistern geboren, im Elternhaus seiner Mutter, das damals noch die Schmiede von Berne war. Hier und in Oldenburg verbrachte er seine ersten Lebensjahre. Sein Vater war Drucker, Schriftsetzer und Gründer einer Zeitung in Wyk auf Föhr. Seine Mutter war Hutmacherin in Oldenburg. Sein Vater verstarb 1906, was ihm sehr früh viel familiäre Verantwortung auferlegte und seine künstlerische Ausbildung erschwerte.
1912-14 arbeitete er als Technischer Zeichner an der Landwirtschaftskammer. Hier entstanden seine Wurzeln des Zeichnens, später freien Zeichnens und Malens. Vor Kriegsbeginn begann er 1914 die Ausbildung zum Volksschullehrer. 1915 wurde er Soldat, dann Leutnant, 1917 mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und 1918 schwer verwundet.
Währen des 1. Weltkrieges entstanden aus den Schützengräben (u.a. Verdun) heraus viele kleine Bunt- und Bleistiftzeichnungen. Die Grausamkeit des Krieges quälte ihn sehr, was sich u.a. in den vielen kleinen Zeichnungen ausdrückte. (Leider ist kaum was erhalten.)
Gleichwohl konnte er die Lehrerprüfung 1919 abschließen und wurde im Oldenburgischen Schuldienst eingestellt; später auch als Hauptschullehrer an Schulen in Lemwerder, Rüstringen und Delmenhorst.
Regelmässig nahm er zwischen 1919 und 1922 an Abendklassen der Kunstgewerbeschule Bremen teil. Auch förderte er sich durch häufige Aufenthalte in der Künstlerkolonie Worpswede.
Mit dem „Alten Worpswede“ und dem Hause Vogeler war er sehr vertraut. Seine Bekanntschaft zu Martha Vogeler wurde verstärkt durch seine Schwester Hanna Wolff, die als Weberin und Kunstgewerblerin bei Heinrich Vogeler arbeitete.
Von 1922 bis Ende 1924 studierte er in Berlin an der Staatlichen Kunstschule der Friedrich Wilhelms Universität die Fächer Kunst, Kunstgeschichte und Psychologie, was er mit den Zertifikat für Höhere Schulen (später Gymnasium) abschloss. In Berlin lerne er auch seine lebenslange Malerfreundin Traute Mücke (Rinteln) kennen. Als junger Maler, den Norddeutschen Menschen und Landschaften verbunden, ging er oft nach Holland, seinem „Italien des Nordens“, fand dort viele Künstlerpersönlichkeiten als Vorbild. 1926 hatte er in Amsterdam ein kleines Atelier, um speziell auch vom dortigen Maler Jan Sluijters zu lernen.
Am 1.10.1925 wurde er zum Beamten auf Lebenszeit ernannt. In den 30er Jahren erwarb er noch die Fakultas in Biologie und Erdkunde. Als Kunsterzieher mit Lehrtätigkeiten auch in diesen Fächern wirkte er mit Unterbrechungen an verschiedenen Schulen, Gymnasien und Ausbildungsstätten bis 1969.
Die Worpsweder Zeit hat ihn geprägt, viel Gesehenes, Erlebtes hat er aufgenommenen, was sich im Stil seiner Bilder ausdrückte, insbesondere auch im vom ihm entworfenen Atelierhaus in Hasbergen-Neuendeel an „Finkens Brake“. Hier entstand 1927 ein wunderschönes Reetdachhaus im niedersächsischen Stil mit kunstvollem Klinkermauerwerk und Pferdeköpfen im Giebel. Der grosse Atelierraum mit einem Fenster bis ins Dach war an einigen Wänden mit aufwändigen Fresken im Bauhausstil bemalt. Hier gestaltete er seine Lebensideen als Künstler.
Am Deutschen Realgymnasium in Den Haag hatte er eine Stelle als Kunsterzieher. Viele Studienreisen in dieser Zeit führten ihn nach England, Holland, Frankreich, Italien u.a.m.. Sein freies Künstlerschaffen lebte er vor dem 2. Weltkrieg mehrheitlich nur in den Sommermonaten im Atelierhaus und präsentierte dort vielbeachtete Ausstellungen seiner Werke, die er auch in Bamberg, Bremen, Delmenhorst und Oldenburg ausstellte. (Siehe auch Pressebericht 1934, von Georg von Lindern)
Es waren Porträts lokal bekannter Persönlichkeiten, Radierungen, Linolschnitte und Landschaften Norddeutschlands sowie Bilder verschiedener Reisen nach Holland, England, Italien u.a.m.. Darunter die Magdalenenfigur „Noli me Tangere“, ein sehr grosses Ölgemälde. Wie etliche andere Werke wurden sie im Krieg oder direkt danach zerstört. Ebenso hatte auch sein Atelierhaus schwere Schäden erlitten.
Für seine Schwestern, Gertrud, Martha und Hanna wurde das Atelierhaus Neuendeel in den 30iger Jahren zeitweise auch zum Mittelpunkt ihrer kunstgewerblichen Tätigkeiten. Auch andere Künstler*innen trafen sich dort zum lebendigen Austausch.
Aus der Zeit zwischen den Kriegen ist ein biografischer Bericht von Georg von Lindern erhalten (18.10.34, Ort vermutlich Delmenhorst). Dieser Bericht beschreibt sein Wirken, seinen Stil, seine Reputation und Pressestimmen dieser Zeit. (siehe Seite „Zeitungsausschnitte“)
Emil Wolff heiratete 1936 die Oldenburgerin Ilse Bohlmann (geb.1909).
Im 2. Weltkrieg wurde Emil Wolff nochmals schwer verwundet, kehrte Ende 1945 nach leidvoller Gefangenschaft in Bad Kreuznach, lebensbedrohlich ausgehungert zu seiner Familie nach Oldenburg zurück. Mehrfach musste er seine Kriegsverletzungen in Sanatorien behandeln lassen.
1950 zog die sechsköpfige Familie von Oldenburg nach Neuendeel in sein Atelierhaus. Emil Wolff bekam eine neue Verbeamtung als Lehrer und bald darauf als Studienrat für Kunsterziehung und Kunstgeschichte am Gymnasium Willmsstrasse in Delmenhorst.
Zum engagiert künstlerischen Austausch traf er sich in Neuendeel oft mit anderen lokalen Künstlern wie: Josef Pollak, Willy Oltmanns, Heinz Lodewyks, Walter Behm und Traute Mücke (Rinteln) u.a.m..
In Neuendeel, 1950 bis 1971, entstand die grosse Mehrheit seiner noch zugänglichen Bilder, von denen, soweit nicht verkauft, noch viele im Besitz seiner Kinder sind.
Es sind sehr ausdrucksvolle Norddeutsche Landschaftsbilder, Moor, Marsch, Geest, Küste und Wattenmeer entstanden, in denen Licht, Wolken und Wasser die Stimmungen lebendig verstärken (Oel, Aquarell, Tempera).
Gern arbeitete er im Hasbruch (Urwald), er mochte sehr die knorrigen Eichen und Buchen (Oel, Aquarell, Radierung, Zeichnungen).
Emil Wolff hat vor Ort gearbeitet, ist soweit möglich mit Bahn, Fahrrad und mobilen Malkästen zu seinen Motiven gefahren. Selbst Ölbilder wurden in der Landschaft begonnen und erst im fortgeschrittenen Stadium zu Hause beendet. Der ursprünglich grosse Atelierraum wurde durch die Familie leider enger.
Ein von ihm bemalter Kachelofen zierte und wärmte das Haus.
Auch etliche Portraits namhafter Personen (Auftragsarbeiten, z.B. Bäckermeister Bohlmann (Oldenburg), Heinrich Weyhausen/Atlaswerke-Delmenhorst) entstanden in dieser Zeit. Immer war er bemüht die innere Würde und Seele der Person einzufangen.
Viele Bilder, meist Aquarelle, entstanden auf den Reisen, quer durch Nord-, West- und Südeuropa.
Emil Wolff war Mitglied im Bund Bildender Künstler und im Oldenburger Künstlerbund.
Ausstellungen u.a. in Delmenhorst 1952, …., Oldenburg 1950, 1956, 1957, 1961, 1964, 1972. Auch im Haus Coburg, Delmenhorst, hatte er mehrere Ausstellungen, die meisten Daten sind verschollen.
Emil Wolff, als Kunstgeschichtler, äusserte sich vielfach sehr engagiert zu Entwicklungen der Darstellenden Kunst. Vielerorts hielt er Vorträge zur Kunst und Kunstgeschichte, so z.B. auch mit dem Thema „Selbstzertrümmerung der Darstellenden Kunst“ in der Moderne.
Er hat sich mehrfach zur Erhaltung des Oldenburger Stadtbildes und auch der Hasberger Landschaft eingesetzt. In Hasbergen war er in den sechziger Jahren längere Zeit im Gemeinderat sehr engagiert.
Emil Wolff starb nach kurzer schwerer Krankheit am 5. Oktober 1971 in Delmenhorst und ist begraben in Oldenburg, im Familiengrab auf dem Gertrudenfriedhof.
Seine Frau Ilse verstarb am 16.9.87. Von den Kindern Detmar, Hartmut, Burghild (auch Künstlerin) und Eckhard leben nur noch die jüngeren Zwei bei Saarbrücken und Zürich.